In der Gegend um Chiang Mai gibt es eine Reihe von Elefantenparks. Wir haben aber auch gehört, dass Elefanten in Thailand oft nur aus Profitgier gehalten werden. Bei der Suche nach einem nachhaltigen Elefantenpark wir auf den Elephant Nature Park gestoßen. Der Park widmet sich dem Schutz von ehemaligen Arbeitselefanten und anderen Tieren. Also wollen wir uns persönlich einen Überblick verschaffen. Es soll unser Highlight in Chiang Mai werden.
Das Büro von Elephant Nature Park in Chiang Mai liegt unweit der Stadtmauer, in 1 Ratmakka Road, Phra Sing. Dass wir hier gut aufgehoben sind merken wir bereits im Büro. Mindestens 10 Hunde tollen im Büro herum und haben hier ein gutes zu Hause gefunden. Wir buchen einen Tagesausflug zum Elephant Nature Park
Am nächsten Tag holt uns ein Minibus ab und wir fahren ungefähr 1 Stunde in nördlicher Richtung. Zuletzt werden die Berge höher, der Dschungel dichter und die Straßen enger.
Elephant Nature Park
Wir werden von Sangduen „Lek“ Chailert, der Gründerin des Parks begrüßt. Im Park wird Sie nur mit ihrem Spitznamen Lek angesprochen. Sie versucht uns ein kurzes Interview zu geben, was sich allerdings etwas turbulent gestaltet. Zwei ihrer Lieblinge finden, dass sie sich nicht mit den Fremden, sondern mit ihnen beschäftigen soll. Dennoch erfahren wir einige interessante Fakten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es allein in Thailand noch 100.000 asiatische Elefanten. Nicht zuletzt durch die zunehmende Verkleinerung des Lebensraums durch die Menschen, wird die Population heute nur noch auf 30.000 weltweit geschätzt, 10 % davon in Thailand. Von den ca 3.000-4.000 Elefanten ist die Hälfte domestiziert und lebt in erschreckenden Bedingungen.
Nachdem 1989 in Thailand die Teakholz-Abholzung verboten wurde, verloren die meisten Elefanten und die Holzarbeiter ihre Lebensgrundlage. Die Kosten einen Elefanten zu ernähren sind hoch. Tourismus schien der Ausweg zu sein. Elefantenshows und Elefantenritt waren die vorherrschenden Attraktionen.
1991 haben wir bereits einmal so eine Show im Rose Garden in der Nähe von Bangkok miterlebt (siehe Fotogalerie Thailand ). Wir fanden sie nicht gerade prickelnd. Außerdem litten die Elefanten zunehmend unter der Wilderei wegen dem Elfenbein.
1998 gründete Adam Flinn, der die Organisation Green Tours besaß und Sangduen Chailert, die das Land besaß, den Elephant Nature Park. In den täglichen Shows mussten die Elefanten Tricks zeigen. Elefantenritte wurden ebenfalls angeboten.
Daneben gab es einen abgeschirmten Bereich, in dem geschädigte Elefanten gepflegt wurden. Sangduen Chailert nannte diesen Bereich Elefantenhimmel.

2002 wurde Sangduen Chailert bekannt für ihre Campagnen gegen die Misshandlung und Ausrottung der Elefanten in Thailand. Die Tierschutzorganisation PETA forderte daraufhin einen Boykott Thailands. Nach Beschimpfungen und Todesdrohungen wurde sie schließlich 2005 von der asiatischen Ausgabe der TIMES zur Heldin Asiens erklärt. Seither erfreut sich ihr Elefanten Park immer größerer Beliebtheit. Zwischenzeitlich hat sie mehrere Ableger in Thailand (Erawan Elephant Retirement Park in Kanchanaburi und in Suri) und Kambodscha gegründet. Ein weiterer ist zusammen mit der Organisation „Save the Elephant Foundation“ in Phuket in Planung.
Das Geschäftsmodell hat sich geändert. Es gibt keine Elefantenshows und keine Elefantenritte. Dafür gibt es Besucherführungen und Freiwillige können für $ 400.- pro Woche die Elefanten pflegen, bei freier Kost und Verpflegung. Dennoch ist man wesentlich auf Spendengelder angewiesen.

Sangduen Chailert erzählt uns, dass sie aktuell 85 Elefanten im Resort hat. Der Unterhalt des Reservats inkl. Nahrung, etc. kostet $ 200.000.- Jahr.
Während des Interviews wird Lek ständig von zwei Elefantendamen bedrängt, die sie auffordern ihnen ihre Zeit zu widmen. Eine ist die blinde Jokia. Als Jokia während der Arbeit im Dschungel ein Kalb gebar, stürzte das Kalb einen Anhang hinunter und verstarb. Ihr Mahut zwang sie die Arbeit fortzusetzen, aber sie weigerte sich. Daraufhin schoss er mit einer Schleuder auf die Augen und sie wurde blind.

Als Jokia 1999 im Elephant Nature Park ankam wurde sie von der Elefantendame Mae Perm sofort fürsorglich umsorgt. Mae Perm, mit mehr als 90 Jahren der älteste Elefant im Park, war der erste Elefant der 1992 von Lek gerettet wurde. Mae Perm wurde zum Auge von Jokia, wenn beide durch den Park und die Wälder streiften. Seither waren beide unzertrennlich. Die Freundschaft hielt fast 17 Jahre. Leider erfuhren wir nach unserer Rückkehr, dass Mae Perm im April 2016 friedlich verstorben ist. Wir hoffen, dass Jokia ihren Schmerz überwindet.
Wir fragen Sangduen Chailiert, ob sie durch die Elefanten schon mal in Gefahr gekommen ist. Sie verneint dies, nur einmal hat ihr ein Elefant bei seiner stürmischen Umarmung ein paar Rippen gebrochen. Aber das geschah ungewollt und wird auch nicht mehr passieren.
Die Elefanten die in den Park kommen sind teilweise schwer traumatisiert. Manche von ihnen sind heute noch verunsichert, wenn sie Geräusche von Traktoren hören, die sie an die Arbeit im Dschungel erinnern. Ein Elefant vergisst nie. Lek arbeitet nur mit Belohnung, nie mit Strafe. Man muss die Elefanten mit Respekt und Vertrauen behandeln und es ist ein langer Weg dieses Vertrauen aufzubauen.
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Wir hätten uns gerne weiter mit dieser faszinieren Frau unterhalten, aber Lek gibt dem Drängen der beiden Tiere nach. Sie verabschiedet sich und geht mit den beiden zum Wasser.

So nutzen andere Elefanten die Gunst der Stunde und erbetteln sich von den Besuchern bereitgestelltes Obst.
Danach dürfen auch wir auf die Freifläche der Elefanten. Erste Station ist Kabu. Sie war immer bei ihrer Mutter, die im Dschungel Holzstämme zog. Im Alter von zwei Jahren geriet ein Holzstamm außer Kontrolle und zerschmetterte Kabu das vordere linke Fußgelenk, welches schlecht heilte. Trotzdem musste sie später arbeiten und wurde zur Zucht verwendet.

Wir dürfen sie von Hand füttern. Dabei spürt man wie gefühlvoll, aber gleichzeitig auch kraftvoll sie mit seinem Rüssel umgeht.
Rundum haben sich verschieden Gruppen von Elefanten gebildet. Während Kabu mit Obst versorgt wird, fressen andere Palmblätter. Andere werden zum Wasser geführt und von ihrem Pfleger mit Wasser bespritzt oder der Lehm entfernt.

Danach bewerfen sich die Elefanten wieder mit Sand um einen Sonnenschutz zu haben.
Dazwischen laufen immer wieder Jungtiere herum, die von ihren Müttern und Tanten sorgfältig bewacht werden. Manchmal dürfen sie herumtollen und mit aufgehängten Autoreifen spielen, manchmal werden sie von ihren Müttern aber schnell zurückgeholt, wenn sie sich zu weit entfernen.

Erstaunt sind wir über die Blume im Ohr von Jan Peng. Es ist ein Symbol der Freundschaft von ihrem Mahut Patee, der damit die Narbe an ihrem Ohr verdecken möchte. Bei den Arbeitselefanten wurden die Jungen immer am Ohr der Mutter festgebunden damit sie ihr folgen.

Trotz ihres Gewichts haben Elefanten eine sensible Haut. Sie lieben es zu baden. Höhepunkt für die Elefanten dürfte aber das Schlammbad sein, bei dem sie ihre empfindliche Haut von Parasiten reinigen.

Danach gibt es erst einmal Früchte zur Belohnung. Anschließend dürfen Besucher einen Elefanten mit Bürsten schrubben und mit Wasser säubern.

Auf der anderen Flussseite sehen wir Leute, die mit Elefanten und Hunden spazieren gehen. Auch die Hunde nehmen ein Bad im fließenden Gewässer. Alle machen einen entspannten und zufriedenen Eindruck.
So wie wir auch. Tief beeindruckt sowohl von den Elefanten, aber natürlich auch von der zierlichen Elefantenretterin Sangduen Chailert und ihrem Werk, fahren wir zurück nach Chiang Mai.
Wer etwas für Elefanten tun möchte und die Arbeit des Elephant Nature Parks unterstützen möchte, darf gerne für die Save Elephant Foundation spenden.
Bitte lesen Sie weiter > Wat Phra That Doi Suthep
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