Es ist ein strahlend sonniger Morgen. Es ist keine Wolke am Himmel zu sehen. Wir wollen heute das Base Camp am Pik Lenin erkunden.

Wir durchqueren das breite Alaital und überqueren den Kysylsuu, bevor wir im Süden des Tals eine grün bewachsene, hügelige Landschaft erreichen. Langsam windet sich die Straße, oder besser gesagt der Schotterweg, zwischen den Hügeln bergauf, bis wir nach 20 km mehrere kleine Bergseen erreichen.

Der größte wird Tulpar Kul genannt. Ständig haben wir die weiße schneebedeckte Kulisse des Pik Lenin mit einer Höhe von 7134 m vor Augen. Wir befinden uns nun auf 3500 m Seehöhe. Eigentlich heißt der Pik Lenin seit 2006 Pik Abuali ibni Sino. Die tadschikische Regierung hat ihn nach einem persischen Philosophen benannt. Da man sich aber Pik Lenin leichter merken kann, spricht jeder von Pik Lenin oder Lenin Peak.
Jurtendorf
Am Tulpar Kul hat man ein kleines Jurtendorf errichtet. Die meisten Jurten dienen Touristen als Übernachtungsmöglichkeit. Es ist eine Landschaft wie aus dem Märchen. Grasende Pferde, Yaks und Ziegen ziehen umher.

Menschen wandern oder fischen im See. Manchmal kommen auch kleine Pferde-Karawanen vorbei, wie in den besten Zeiten der Seidenstraße. Dennoch darf man sich auch keinen Illusionen hingeben. Hier kann auch schon mal im Sommer Schnee fallen.

Im Jurtendorf stehen zwei Pferde bereit, die uns in das Base Camp bringen sollen, das ca. 2,5 km entfernt ist. Da wir aber 5 Personen, inkl. Guide und Fahrer sind, haben die Frauen den Vortritt und dürfen reiten. Die Angst ist ihnen ins Gesicht geschrieben, obwohl die Pferde wirklich sehr gutmütig sind.

Als wir ein kleines Tal erreichen, das durchquert werden muss, verzichten beide auf den Weiterritt und kehren um. Nun haben wir zwei Pferde für drei Personen. Auf dem weiteren Weg wechseln wir uns ständig ab.
4K UHD Video vom Besuch im Basislager
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Mehr InformationenPik Lenin Basislager

Die Hochebene ist übersät mit Edelweiß und anderen Blumen; klares sauberes Wasser läuft als kleine Rinnsale über die Ebene. In der Ferne tauchen die ersten Zeltlager auf. Insgesamt können wir drei zählen.

Wir gehen in Richtung des größten Camps, als uns eine vermummte Gestalt entgegenkommt. Bereits nach den ersten Worten stellen wir fest, dass wir beide Deutsch sprechen. Es ist Dr. Matthias Felsenstein aus Stuttgart, der versucht den Berg zu besteigen. Er schildert, dass er vor wenigen Tagen mit anderen Bergsteigern im Advance Camp (3. Camp) auf über 6000 m Höhe war. Es kam aber ein heftiger Wind bei -20ºC auf, sodass sie sich wieder für den Abstieg entschieden.
Er erzählt, dass es nicht ganz ungefährlich ist, den Berg zu erklimmen. Man muss ein breites Schneefeld queren, das sehr lawinengefährdet ist. 1974 kamen 8 Bergsteigerinnen ums Leben. 1991 starben 43 Menschen, als sich ein 1,5 km breites Gletscherstück bei einem Erdbeben löste.

Dr. Felsenstein rät dazu immer den Wind und die Wolken zu beobachten, um die Wetterlagen einigermaßen realistisch einzuschätzen. Die Woche davor war eine deutsche Bergsteigerin verunglückt und hat sich am Arm oder an der Schulter verletzt. Auf tadschikischer Seite ist ein russischer Bergsteiger abgestürzt. Die Rettungskräfte brauchten 3 Tage um ihn in ein Camp zu bringen, wo er dann mit einem Hubschrauber abtransportiert werden konnte. Sein Zustand ist kritisch.
Meine Hochachtung vor Dr. Felsenstein für die Besteigung von Lenin Peak wird noch größer, als er seinen Sonnenschutz entfernte und erzählt, dass er bereits 65 Jahre alt sei.
Er gab uns noch einen kleinen Einblick in die Lager. Es gibt mehrere Lager, die von unterschiedlichen Betreibern organisiert werden. Das gilt nicht nur für das Base Camp, sondern auch für die weiteren Lager. Strom und Fernsehen ist ganztägig verfügbar. Zur Zeit ist nicht sonderlich viel los und man beginnt bereits wieder Zelte abzubauen.

Da wir nicht viel Zeit haben, kann ich mich nur für das nette Gespräch bedanken und trete wieder den Rückweg an. Nun wage auch ich mich auf den Rücken eines Pferdes und lasse mich ein Stück tragen. Unser Fahrer Khodaverdi zeigt, dass er auch Talent zum Filmen hat.

Zurück im Jurtendorf zeigt uns der Eigentümer der Pferde, wie viel Energie in diesen steckt und dass sie nur so handsam sind, weil sie wirklich gutmütig sind.

Anschließend bekommen wir ein Mittagessen in einem Container, der als Küche und Speisesaal dient. Ein Pärchen aus der Schweiz inspiziert eine Jurte, in der es die nächste Nacht verbringen möchte.

Auf dem Rückweg begegnen wir noch Bikern, für die das Gelände ideal ist. Ferner passieren wir einen Bohrturm. Wir können aber nicht in Erfahrung bringen, wonach hier gebohrt wird.

Während wir nach Sary Mogul zurückfahren, ziehen langsam die ersten Wolken um den Gipfel des Pik Lenin.
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