Bremen wurde stark von der Weser und der damit verbundenen Schifffahrt beeinflusst. Im Jahr 787 erhob Kaiser Karl der Große Bremen zum Bischofssitz. Kaiser Friedrich Barbarossa erteilte 1186 die Stadtrechte und unterstellte Bremen damit dem Kaiserlichen Recht. 1260 trat Bremen der Hanse bei und erlebte durch den Freihandel einen wirtschaftlichen Aufschwung. 1404 errichteten die Bremer die Statue des Roland und das Rathaus 1409. Durch ihre wirtschaftliche Bedeutung gelang es ihnen sich vom weltlichen Einfluss der Kirche und der Bischöfe zu befreien.
An der Uferpromenade der Weser, auch Schlachte genannt, liegen noch heute historische Schiffe, um an diese, für die Stadt wichtige Zeit, zu erinnern. Auch im Rathaus hängen herrliche Segelschiffe mit einem Gewicht von 400 kg an der Decke, wie wir später bei einer Führung sehen werden.
Die Balge, ein Nebenarm der Weser, führte nahe am Markt vorbei und entlang der Langestraße. Sie war Bremens erster Hafen.

Die Schlachte war ursprünglich der Hafen für größere Schiffe, an dem die Handelsschiffe anlegten und be- und entladen wurden. Heute ist die Uferpromenade mit der parallel verlaufenden Schlachte eine Flaniermeile. In der wärmeren Jahreszeit bietet die Schlachte eine Reihe von Bier- und Gastgärten, die ein gemütliches Zusammensein ermöglichen.

Entlang der Faulenstraße, am Brillen, der Hutfilterstraße, der Obernstraße und der Ansgaritorstraße erreicht man im Hanseatenhof die Besselei. Friedrich Wilhelm Bessel (1784–1846) war ein bedeutender Astronom. Er berechnete Form und Umfang der Erde so genau, dass seine Ergebnisse bis ins 20. Jahrhundert hinein eine der Grundlagen der geodätischen Kartografie blieben. Außerdem gelang ihm im 1838 erstmals die Berechnung einer Fixsternparallaxe. Durch die Lloyd Passage erreichen wir nun den Marktplatz.

Wir haben noch etwas Zeit und sehen uns die umliegenden Gebäude am Marktplatz und um den Dom an, bevor wir an einer Führung durch das Rathaus teilnehmen.

Von der Wandelhalle im Obergeschoss erreicht man das Büro des Bürgermeisters und des Staatsrates sowie die obere Rathaushalle und den Festsaal. Walkieferknochen dienen hier als Lampe.

Am prachtvollsten gestaltet ist die obere Rathaushalle. An der Decke hängen riesige Orlogschiffe, das sind Kriegsschiffe, die die Handelsschiffe begleiten.

An der Längsseite befindet sich ein kunstvoll gestalteter Aufbau, in dem sich das Güldenzimmer verbirgt.

Während seines Vortrags fragte der Rathausführer, ob jemand aus dem Ausland hier sei. Als er hört, dass ich aus Österreich stamme, erzählte er, dass die Wiener am Ende der 2. Türkenbelagerung im Jahr 1683 in den Resten des Türkischen Lagers Kaffee fanden, diesen nicht kannten. In Bremen gab es zu diesem Zeitpunkt bereits ein Kaffeehaus. Dies scheint den Tatsachen zu entsprechen. Anfang des 17. Jahrhunderts hatte sich Kaffee bereits in mehreren Hafenstädten, wie Venedig, London, Amsterdam, Marseille, Hamburg und eben auch Bremen, verbreitet.
Das Kaiserreich war zu dieser Zeit durch Religionskriege, den Dreißigjährigen Krieg und durch die Pestepidemie von 1679 geschwächt.
Die Osmanen hatten bereits einen Großteil Ungarns eingenommen und viele Orte von Hainburg bis Wien zerstört und die Bevölkerung getötet. Nur 11000 Soldaten und 5000 Zivilisten standen ca.120000 Osmanen gegenüber. Unter Papst Innozenz XI. wurde ein Entsatzheer aus kaiserlichen, venezianischen und polnischen Truppen gebildet. Dafür wurden den Polen große Geldbeträge zur Verfügung gestellt. Als Wien nur noch 4000 Mann zur Verfügung hatte, gelang es in letzter Minute dem eintreffenden Entsatzheer unter polnischer Führung die Türken zu vertreiben. Während also die Bremer gemütlich im Kaffeehaus saßen, verloren viele Wiener ihr Leben, auch weil sie Europa vor einem osmanischen Sturm bewahren wollten.

Am Ende der Führung erzählte der Rathausführer noch, dass gegenüber im Dom ein berühmter Bürger Bremens beerdigt ist. Adolph Knigge habe sein Werk geschrieben, weil die Bremer so gut erzogen seien. Da konnte ich mir die Bemerkung nicht verkneifen, dass Knigge sein Werk geschrieben hatte, weil die Bremer kein Benehmen gehabt hätten. Andere Führungsteilnehmer mussten schmunzeln.
Knigges bekanntestes Werk ist “Über den Umgang mit Menschen“. Knigge war Soziologe und hat keinen Benimmratgeber geschrieben. In einem seiner Romane verhöhnte er die Eliten als „erbärmlichste Hofschranzen* und als „Hofgeschmeiß“.
Abgesehen von einigen dieser Kommentare ist eine Besichtigung des Bremer Rathauses doch sehr empfehlenswert.
Anschließend besuchen wir den Dom.

Für den späten Nachmittag haben wir eine Führung im Ratshauskeller gebucht. Vor dem Kartenkauf fragten wir ob Filmen erlaubt sei. Ja, natürlich“, war die Antwort. Als wir im Keller ankommen sagt der Moderator, dass Filmen nicht erlaubt sei.
Der Keller ist eigentlich nicht sonderlich beeindruckend. Es sind hier zwar viele Flaschen und auch Fässer auf engem Raum gelagert. In der Schatzkammer sind sicherlich auch sehr teure Weine gestapelt.

Doch der Keller macht keinen Eindruck eines Gärkellers, sondern dient eher als Keller für die Abfüllung und Verteilung. Wir haben bereits interessantere Keller in Österreich besucht, wie zum Beispiel die Loisium Weinwelt in Langenlois und die Weinkeller in Retz. In Paarl ist auch das KWV Wine Emporium, Südafrikas größte Genossenschaft, sehr sehenswert.
Den Abschluss des Besuchs bilden zwei kleine Räume in denen Holzfässer stehen. Auf jedem Fass steht eine brennende Kerze. Am Ende der Räumlichkeiten steht ein Fass aus dem Jahr 1653.

Nur ausgewählte Gäste, wie beispielsweise Queen Elizabeth, bekommen daraus einen Schluck zu trinken. Ich kann mir die Bemerkung nicht verkneifen, ob wir das Fass etwa anbeten sollen. Auf Nachfrage wird zugegeben, dass das Fass von Zeit zu Zeit nachgefüllt wird. Zum Abschluss unseres Besuchs wechseln wir in das Restaurant des Rathauskellers. Hier stehen wunderschön gestaltete Weinfässer und das Essen schmeckt ausgezeichnet. Den Abtransport des Geschirrs übernehmen Roboter.

Am nächsten Tag durchqueren wir das Schnoorviertel und gehen am Wall entlang. Linker Hand befindet sich das Wilhelm-Wagenfeld-Haus, ein Museum mit Objekten des Designers und das Gerhard-Marcks-Haus mit zeitgenössischen Skulpturen, Drucken und Zeichnungen des Künstlers. Direkt danach kommt das Theater am Goetheplatz. Entlang des Ostertorsteinwegs ist das Ausgehviertel mit zahlreichen Restaurants und Cafe’s.

Auf dem Rückweg passieren wir die Seufzerbrücke, sowie die Gebäude der Staatsanwaltschaft und des Landgerichts. In der Langenstraße sehen wir das Kulturhaus Stadtwaage, in dem im Mittelalter sämtliche Waren öffentlich gewogen werden mussten.
An unserem letzten Abend in Bremen essen wir im Gasthof zum Kaiser Friedrich, in dem wir am Vortag einen Tisch reserviert haben. Auch hier war das Essen sehr gut und die Bedienung freundlich.

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