Choeung Ek liegt ca. 14 km südlich von S-21 am Rande von Phnom Penh. Es ist ein Gelände von ungefähr 200m x 200m.
Man schätzt dass hier ca. 17000 Menschen getötet wurden, die meisten aus dem Foltergefängnis S-21. Anfangs versuchte man die Exekutierten in der Nähe von S-21 zu begraben, aber der Platz war in der Stadt sehr begrenzt, sodass man eine andere Lösung suchte.
Choeung Ek war ein ehemaliger Obstgarten und chinesischer Friedhof, der abseits bewohnten Gebietes lag. Hierher wurden die Gefangenen von S-21 nachts mittels LKW transportiert.
Am nächsten Morgen begann man mit der Exekution. Die Gefangenen wurden in einer Reihe mit auf den Rücken gebundenen Händen aufgestellt und entweder mit Eisenstangen erschlagen oder es wurde ihnen mit den scharfkantigen Stielen der Palmblätter die Kehle durchtrennt. Danach wurden sie in die Gruben geworfen und mit Chemikalien bedeckt. Dies hatte den Sinn, dass kein Geruch nach außen drang und eventuell noch Lebende sollten endgültig daran sterben.
Ein Massengrab enthielt nur Leichen ohne Kopf. Dabei handelte es sich um Soldaten, denen man vorwarf im Kampf gegen Vietnam versagt zu haben. Ihr Körper war kambodschanisch aber ihr Kopf vietnamesisch. Die Köpfe wurden andernorts vernichtet.
Ein weiteres Massengrab enthielt nur die Körper von Frauen und Babys. Die Babys wurden vor den Augen der Mütter mit dem Kopf gegen einen Baum geschlagen, bis die Schädel zerschmetterten. Anschließend wurden auch die Mütter exekutiert. Der Baum an dem die Babys starben ist heute mit bunten Gebetsbändern geschmückt.
Ein anderer Baum wurde als „Magic Tree“ bezeichnet. An ihm wurden Lautsprecher montiert, die laute Musik spielten, damit umliegende Bauern auf den Reisfeldern die Schreie der Gefangen und das Jammern der Verwundeten nicht hören konnten.
Teilweise haben Gefangene versucht die hochgiftigen Samen des Brechnussbaumes (Loganiaceae), die Strychnin enthalten, zu essen um Selbstmord zu begehen.
Auf den Wegen werden immer wieder menschliche Gebeine und Kleidungsreste vom Regen ausgewaschen und regelmäßig eingesammelt.
Am Eingang gibt es ein kleines Informationszentrum mit einem kleinen Kinosaal, in dem man einen Einführungsfilm sehen kann, der die Zusammenhänge erläutert.
In der Mitte der Killing Fields wurde eine Stupa im Khmer-Stil die ca. 8000 Schädel und einige der Folterinstrumente enthält. Es ist Kambodschas bedeutendste Gedenkstätte.
Die Kinder der Roten Khmer
Seit unserem Besuch von S-21 und der Killing Fields beschäftigt uns die Frage, wie denkt die Bevölkerung in Kambodscha heute über die Ereignisse. Nach allem was wir aus Gesprächen heraushören konnten, wird das Thema nach wie vor totgeschwiegen. Die Jungen denken an die Zukunft und wollen sich mit der Vergangenheit nicht auseinandersetzen. Die älteren, die diese Zeit aktiv miterlebt haben sind größtenteils traumatisiert und versuchen nur zu verdrängen. Unterstützt wir das von den Herrschenden in Kambodscha, da auch viele Führungskader der Roten Khmer hochrangige Regierungsämter übernommen haben.
Irgendwie erinnert uns dies an Deutschland. Auch viele Nazis sind später wieder zu Amt und Würden gekommen (siehe Kurt Georg Kiesinger). Verbrechen wurden totgeschwiegen, geleugnet oder verdrängt. In vielen Bereichen konnte sich der alte Machtapparat wieder etablieren.
Es gibt aber noch viel mehr Gemeinsamkeiten. Der Nationalsozialismus basierte auf dem Faschismus, der auf dem Führerprinzip beruhte. Die Roten Khmer versteckten in der Anfangszeit ihren Führungskader hinter der Bezeichnung Angka, doch Pol Pot hatte einen absoluten Machtanspruch, der sich in der Bezeichnung „Brother No.1“ manifestierte. Die Roten Khmer nannten sich kommunistisch, doch das war nicht das Wesentliche. Sowohl Pol Pot als auch Hitler verfolgten eine rassistische Ideologie. Hitler ernannte die Arier zum auserwählten Volk. (Damit sind nicht die echten Arier gemeint, die im Iran leben und ein friedliches Volk bilden). Pol Pot wollte ein Volk reiner Khmer. In beiden Systemen galt es alles Fremde bedingungslos auszumerzen.
Erkannt hat dies auch der indische Arzt und Psychiater Jegannathan Bhoomi Kumar, der 1995 seine Arbeit in Kambodscha aufnahm. Es gab nach dem Fall der Roten Khmer in Kambodscha kaum Behinderte. Alle waren getötet worden. Die Feinde der Nazis waren in erster Linie Juden aber auch alle Menschen der eroberten und besetzten Gebiete, solange man sie nicht als Arbeitssklaven und Soldaten benötigte. Angka ließ alle vernichten, die nicht ihren Ansprüchen genügten oder ihnen ideologisch gefährlich werden konnten, wie z.B. Intellektuelle. Gnadenlos verfolgten sie aber auch alle ethnische Minderheiten, wie Minoritäten, indigene Hochland Bewohner, Cham Muslime, Chinesen und Vietnamesen.
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Die Blockadehaltung der kambodschanischen Regierung die Verantwortlichkeit für die Verbrechen der Roten Khmer aufzuarbeiten, führt dazu, dass sich die ehemaligen Täter in ihrer Haltung bestärkt fühlen und im Prinzip weitermachen wie gehabt. Kriminalität und Korruption ist die Folge.
Uns war auf den Straßen Kambodschas aufgefallen, dass es auch so etwas wie mangelnde Empathie gibt. Kinder sind oft sich selbst überlassen. Das mag daran liegen, dass Kambodscha ein sehr armes Land ist und die Eltern ständig schauen müssen, wie sie Geld verdienen können. Es mag aber auch daran liegen, dass viel Eltern selbst Kindersoldaten waren und keine Kindheit hatten. Oder sie sind nach wie vor mit ihrem eigenen Schicksal beschäftigt.
In Deutschland liegen die traumatischen Ereignisse mittlerweile 70 Jahre zurück, doch die Geschichte zeigt, dass die mangelhafte Verarbeitung und die unzureichende Justiz zu neuem Rechtsradikalismus führen, wie man aktuell anhand der „Flüchtlingskrise“ sehen kann. Warum heißt dies eigentlich Flüchtlingskrise und nicht Flüchtlingschance oder Politikkrise?
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