Um Preah Khan, die nördlich von Angkor Thom gelegene Tempelanlage zu erreichen, legen wir am nächsten Morgen annähernd die gleiche Strecke wie am Vortag zurück. Wir passierten Angkor Wat und fahren mit der Moped-Rikscha durch das südliche Stadttor von Angkor Thom, passieren den Bayon und die Terrasse der Elefanten.
Nachdem wir das nördliche Stadttor und den 100 m breiten Wassergraben hinter uns gelassen haben, erreichen wir Preah Khan. Der Tempel liegt im Wald verborgen.

Preah Khan
Preah Khan war mehr als ein Tempel. Es war sowohl buddhistisches Kloster mit Schreinen für 430 Hindugötter, Mahayana-Universität mit über 1000 Lehrern, als auch ein agrarwirtschaftliches Verwaltungszentrum. Vermutlich war Preah Khan die provisorische Hauptstadt des Khmer Reiches, bevor Angkor Thom gebaut wurde. Der Tempel bildete den Mittelpunkt der Stadt.
Die Stadt, mit einer Fläche von 750 x 900 m, wurde von einem Wassergraben geschützt. Sie hatte zur damaligen Zeit fast 100.000 Einwohner. Unter der Regentschaft von König Jayarvaman VIII, in der Mitte des 13. Jahrhunderts, wurde die Anlage in einen Hindutempel umgewandelt und viele Buddha-Reliefs und Statuen zerstört.

Der Name Preah Khan (Heiliges Schwert) ist vom Original Sankrit-Namen Nagara Jayasri abgeleitet, was soviel bedeutet wie „die heilige Stadt des Sieges“. Jayavarman VII widmete den Tempel 1191 seinem Vater, der die Eindringlinge vertrieb und den Erzfeind, die Cham aus dem heutigen Zentralvietnam, besiegte.
Die zentrale Statue hat den Namen “Jayavarmeshvara“, was soviel bedeutet wie “Jayavarman, Herr der Welt“. Sie zeigt Jayavarmans Vater als Verkörperung von Avalokiteshvara, der universellen Bodhisattva des Mitgefühls und der Fürsorge. In ähnlicher Weise hatte Jayavarman VII mit dem Bau von Ta Prohm seiner Mutter gedacht.

Wir betreten die Anlage durch das Westtor. Durch den Torturm (Gapura) der von mächtigen Wächtern flankiert wird betreten wir den eigentlichen Tempel. Der Tempel ist kreuzförmig angeordnet.
Ein Längsgang, der nur von unterschiedlichen Toren unterbrochen wird, erlaubt den Blick bis an das andere Ende. Im Mittelpunkt des Kreuzes unter einem Prasat (Turm) steht eine kleine Stupa.

Öffnungen in den Wänden sind so angeordnet, dass die Strahlen der Sonne direkt auf die Spitze der Stupa gerichtet sind. Dadurch erhält man den Eindruck an der Spitze der Stupa würde eine Flamme brennen.

Aufwendige Konstruktionen lassen die Raumanordnung sehr unübersichtlich erscheinen. Ein freundlicher Polizist zeigt uns einen kleinen Gang in einem Seitenflügel, den wir normalerweise wegen Einsturzgefahr nicht betreten hätten.
Hier befindet sich eine kleine bedeutende Gebetsnische mit einer Darstellung von Harihara, der Vereinigung von Shiva und Vishnu, die bei den Khmer in der Prä-Angkor Periode sehr verbreitet war.

In einem Hof, rechts vom zentralen Durchgang, versucht die Natur sich ihr Terrain wieder zurück zu erobern. Auf der linken Seite ist die Halle der Tänzerinnen.

Eine Besonderheit von Preah Khan ist die zweistöckige Säulenhalle. Sie ist einmalig in Angkor und einem Reisspeicher aus Holz im Khmer-Stil nachempfunden. Einheimische sagen, dass sich hier das heilige Schwert befand nach dem der Tempel benannt wurde. Vermutlich handelt es sich aber um eine Sage, denn es gibt keinerlei Beweise dafür.
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Es ist zu sehen, dass einiges bereits wieder restauriert wurde. Das Torgebäude, das die Höfe abschließt, erinnert durch die Überwucherungen mit dem Wurzelwerk der Bäume wieder an Lara Croft.

Wir verlassen Preah Khan durch das Osttor. Eine Allee führt zum nördlichen Baray, dem dritten großen Wasserspeicher von Angkor. Doch davor steht auf der linken Seite der Allee eine Kapelle, das „Haus des Feuers“.

Ursprünglich gab es davon 121 gleichartige. Diese wurde erst kürzlich restauriert, ebenso wie das Westtor.

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