Der Abend im Atelier des katalanischen Malers Quim Hereu war sicherlich unser Top Erlebnis in Katalonien.
Quim Hereu
Quim Hereu ist ein Maler von Weltrang, der als der bedeutendste Vertreter des Strambotism gilt. Seine Werke findet man in großen Privatsammlungen auf der ganzen Welt, vor allem in Mexiko, USA, Frankreich, Indien und Katalonien.
Geboren und aufgewachsen in Empordà, war für ihn seit seiner Kindheit das Zeichnen von fantastische Wesen in den imaginären Landschaften aus seiner Vorstellung, eine Art Zuflucht. Quim ist eigentlich Ingenieur, übte diesen Beruf aber nur kurz aus. 1983 beschloss er Maler zu werden. Die Konkurrenz war groß, da es in Girona und Katalonien viele kreative Künstler gibt. Also ging er erst einmal auf Weltreise um sich von Wüsten, Ruinen, Kulturen und Exotik inspirieren zu lassen.
Im Jahr 2000 beschloss er nur noch große Bilder zu malen. Sie sollten so groß sein, dass sie in seinem Haus nicht Platz hätten. Das Ergebnis sind Bilder im Format 6 m x 12 m. Heute ist er verheiratet und hat Kinder. Seine Frau Tania bescheinigt ihm, dass er täglich sehr diszipliniert arbeitet (vermutlich ein Relikt seines Ingenieurberufs :-))
Estrambotismo – Strambotismus
Joan Fuster Gimpera, oder einfach Joan Fuster genannt, verwendete diesen Begriff 1974 das erste Mal. Er war ebenfalls Maler aus Empordà und verstarb 2011. Seine Vorbilder waren Dali, Goya und Bosch. Er definierte Estrambotismo als ein kreativen Prozess, bei dem rasch kreative Ideen, auch aus dem Unterbewusstsein, umgesetzt werden. Dinge werden so dargestellt, wie man sie in seiner Phantasie und nicht real sieht.
Fuster:“Alles kann, ohne seine Identität zu verlieren, etwas anderes sein“. Alle Objekte werden bis ins kleinste Detail naturgetreu dargestellt. Das Ergebnis ist eine ästhetische, originelle und bizarre Welt. Der Betrachter soll in eine andere Welt entführt werden. Eine auf der Realität basierenden Welt, die direkt aus der Vorstellung des Künstlers kommt und nicht aus Träumen.
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Zwischen Joan Fuster und Quim Hereu entwickelte sich rasch eine tiefe Freundschaft und Quim teilte mit Begeisterung die Ideen von Joan Fuster, so dass ihn dieser 2004 testamentarisch als Erbe des Estrambotismo einsetzte. Im Gespräch hat Quim uns noch verraten, dass der österreichische Maler Gustav Klimt ihn sehr inspiriert hat.
Im Atelier von Quim
Am frühen Abend erreichen wir die Straße, in dem sich Quims Atelier befindet. Zu unserer Überraschung ist es eine moderne Industriehalle. Sie ist notwendig, da sie der einzige Ort ist, an dem Quim seine großformatigen Bilder unterbringen kann.
Sofort fällt der Blick auf die Stirnseite der Halle, wo Quims neuestes Werk entsteht. Es ist das 2. Bild der weltgößten Strambotismus Trilogie: El Temps – El Poder – La Libertat (die Zeit – die Energie – die Freiheit).
Der Untertitel lautet: „La coronació d’Ermessenda ( o 18 elefants embadalits amb les varius d’un ratolí ). Im Mittelpunkt sitzt die erste Königin Katalaniens, Ermessenda, auf einem Pferd und blickt auf eine Schnecke in ihrer Hand. Ermessenda hat die Macht über alle Objekte und die Zeit.
Ansonsten ist die Halle spärlich eingerichtet. Ein altes Bett, das Quims Großvater gehörte, ein kleines Glashaus und eine Reihe von Propangas Heizgeräten. Auf Nachfragen bestätigt uns Tania, dass es im Winter sehr kalt und im Sommer sehr heiß ist. Kein Ort an dem man Urlaub machen würde.
Bevor ein Gemälde entsteht wird eine detailgenaue Skizze erstellt. Eine Kopie der Skizze von El Poder ist ausgestellt,
ebenso eine Photographie von El Temps, dem ersten Bild der Trilogie, das bereits für den Transport nach Mexiko verpackt ist.
In einer Ecke hat Gonzalo Martinez, Chef Slow Food im Espai Boisà in Barcelona, eine provisorische Küche aufgebaut und ist mit der Vorbereitung des Dinners beschäftigt.
Die einzelnen Gänge des Dinners nehmen Bezug auf einzelne Elemente des Bildes.
Ferran Vila Pujol ist der dritte Teil der kulinarischen Trilogie. Ferran vom Restaurant La Banyeta in Girona, ist einer der führenden Sommeliers in der Region. Er vervollständigt das Dinner mit den passenden Getränken, die er zum Teil selbst herstellt.
Das Strambotische Dinner
Am Dinner nehmen neben Quim und seiner Frau Tania, Jaume Marin der Marketing Director of the Costa Brava Girona Tourist Board , Jordi Xargay i Congost, Präsident von Consell Comarcal del Pla de l’Estany , Ferran Pujol Vila, Vikki Benito unser Tourguide und zwei weitere Bloggerinnen teil.
aume übernimmt die Begrüßung und interviewt Quim in Katalanisch, was er für uns ins Englische übersetzt.
Mitten in der Halle steht ein festlich gedeckter runder Tisch, an dem die Speisen und Getränke serviert werden, immer mit begleitenden Erläuterungen von Chef Gonzalo Martinez und Sommelier Ferran Vila Pugol.
“Wir waren in der Gesellschaft wahrer Kreativer, die Leidenschaft für ihre jeweilige Kunst und ihre Region zeigten. Ferran kredenzte uns als erstes Getränk ein von ihm aus 3 verschiedenen Hopfenarten gebrautes Bier. Hierbei ist die Textur im Mund wichtiger als der Geruch oder der Geschmack, da sie die Texturen des Lebensmittels mit der Kunst verbindet. Durch den Verzehr der, als Schnecken und Uhr angerichteten Speise, wurde die Darstellung der Schnecken und der Zeit verinnerlicht.
Die Speisen waren großartig: Spinat auf katalanische Art, Pinienkerne, Rosinen Iberischer Schinken, Foie gras und eine winzige Zypresse, immer mit einem Ziel das Thema Kunst und Strambotismus zu verinnerlichen.
Unser zweites Getränk war ein Schaumwein. Hiervon hat Ferran nur 300 Flaschen produziert. Er bildete das Gleichgewicht zum Salz des Schachbretts, einer Carpa von Thunfisch und Sardellen und Himbeer Kaviar.
Vielleicht wird das Zusammenspiel von Kunst und Genuss mit dem dritten Gang am besten visualisiert. Jetzt mussten wir die exquisite Suppe aus einem gläsernen Poron trinken. Es wurde eine Wüste interpretiert, aber eine, in der die Turban tragenden Kamelreiter, Poronen statt Köpfe haben.
Das Thema Wüste wurde mit hausgemachten Harissa und Fisch am Spieß fortgesetzt, gepaart mit einem ganz besonderen Weißwein aus der Region. Während des Diners haben wir immer die gleiche Form von Weingläsern benutzt. Ferran erklärte, dass in seiner Sommelier Welt die Form des Glases keine Bedeutung hat. Das Getränk wird durch Geruch und Geschmack und nicht durch die Form des Glases definiert. Er erzählte uns auch, dass diese Region von Katalonien eine der wichtigsten Hersteller von Kork ist. Während die künstlichen Verschlüsse gut für einen jungen Wein sind, sollte ein älterer Wein nur mit Naturkork verschlossen werden.
Unser vierter Gang war eine süße Wurst an schaumigem Kartoffelpüree. Es waren jedoch keine gewöhnlichen Würste. Jede von ihnen hatte ein Zentrum Ratafia, einen lokaler Kräuterlikör, und eine Außenhaut aus Algen ummantelt von einem dünnen Frühlingsrollenteig. Die starken Aromen der Wurst wurden mit einem robusten Rotwein aus dem Süden von Katalonien abgestimmt.
Der vierte Gang wurde gepaart mit dem massiven Gemälde unter denen wir alle sitzen. Mittlerweile schätzte ich sicherlich die Bildsprache und die Verbindungen zwischen Kunst und kulinarischem Genuss. Die Stärke des Pferdes, die Fleischigkeit der Wurst und die Aromen des Rotweins sind alle miteinander verbunden und gehen fließend ineinander über. Im fünften Gang ging es um Katzen und den Apfel-Tempel, und wie die Malerei und der glitzernde Muskatwein war alles stimmig.“
(Aus dem Englischen, Quelle: A pairing dinner and a Michelin star restaurant)
Es war ein phantastisch inspirierender Abend, bei dem Kunst, Essens- und Trinkgenuss harmonisch miteinander eine Symbiose bildeten.
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Puh das ist bemerkenswert … man findet keine Worte für…. toll
Danke Marion, es war in der Tat ein einmaliges Erlebnis.