Nach unserer Fahrt mit dem Wandelbus machen wir uns zu Fuß auf den Weg zum Prinzenhof.
Der Prinzenhof wurde im 14. Jahrhundert für einen italienischen Financier und Politiker erbaut. Später wurde er zur Residenz der Grafen von Flandern umgewandelt. Der Kern nannte sich damals Hof zum Walle.
Maximilian der Habsburger feierte hier feierlich mit Maria von Burgund 1477 seine Hochzeit. Doch bereits 1482 starb Maria bei einem Jagdunfall. Maximilian war in vielen Kriegen gebunden und konnte seine Vormundschaft für seinen Sohn Philipp gegenüber den niederländischen Ständen und Frankreich nicht durchsetzen. Erst 1493 gelang ihm das. Praktisch wurde Philipp und seine Schwester Margarete in Gent als Geiseln gehalten. Am 24. Februar 1500 wurde hier der Sohn Philipps, der Enkel von Kaiser Maximilian I., der zukünftige Kaiser Karl V. geboren.
Das Verhältnis zwischen den Habsburgern und den Bewohnern von Flandern war von jeher gespalten. Maximilian I. wurde bei einem Besuch 1488 in Brügge inhaftiert und kam erst nach Monaten frei, als sein Vater mit Truppen aufmarschierte. Im Gegenzug wurden einige Rädelsführer in Brügge hingerichtet.
Später verweigerte sich die Stadt Gent Karl V im Krieg gegen Frankreich zu unterstützen, obwohl Brügge zu Ehren von Karl V 1530 einen mondänen Kamin für die Befreiung von der französischen Herrschaft errichtet hat.
Karl V. revanchierte sich mit der Hinrichtung von 18 Rädelsführern. Siebzehn wurden 1540 durch Enthauptung hingerichtet und einer wurde 1545 verbrannt. Bekannt wurde dieser Vorfall hauptsächlich dadurch, dass Gent viele seiner wichtigsten Privilegien verlor und zahlreiche Bürger mit einem Strick um den Hals vor dem Kaiser niederknien mussten.
Unser Spaziergang zum Prinzenhof
Zunächst folgen wir der Fahrt des Wandelbuses in umgekehrter Richtung und erreichten den Vrijdagmarkt (Freitagsmarkt). Die Händler sind allerdings bereits damit beschäftigt ihre Stände abzubauen. Obwohl er Freitagsmarkt genannt wird, haben wir das Video an einem Samstag gemacht!
In der Mitte des Platzes befindet sich die Statue von Jacob van Artevelde aus dem Jahr 1832. Er war der Anführer eines Aufstands in Gent gegen Graf Ludwig I. von Flandern, um den Boykott englischer Wollimporte rückgängig zu machen. Er wurde 1345 ermordet.
An der Südost-Ecke des Platzes steht Het Toreken, das älteste Haus am Platz. Es war das Zunfthaus der Dermatologen bis 1549 Kaiser Karl die Macht der Gilden beendete.
Heute dient es als Bibliothek. Auf dem Vrijdagmarkt wurden auch zahlreiche Hinrichtungen ausgeführt.
Nur wenige Schritte weiter stoßen wir auf die größte Kanone jener Zeit, die 12,5 t schwere „dulle griet“, die tolle oder verrückte Grete. Sie wurde in der ersten Hälfte des 15 Jahrhunderts konstruiert und bei der Belagerung von Oudenaarde eingesetzt. Der einzige abgefeuerte Schuss soll aber nur 2,5 m weit gegangen sein.
Nach der Überquerung der Leie stoßen wir auf die beiden Gebäude mit sehr schöner Barock-Fassade „Het huis Zeven werken van barmhartigheid“, das Haus Sieben Werke der Barmherzigkeit, und das „ het huis De fluitspeler“, das Haus der Flötenspieler.
Wir schlendern durch einige Straßen mit mittelalterlichen Gemäuern. Plötzlich stehen wir vor herrlicher Streetart. Die Hasen sind vom bekannten Künstler Roa, von dem wir in Rom bereits die Streetart „der springende Wolf“ gesehen haben.
Nicht weit entfernt gibt es ein weiteres Kunstwerk des beliebten Streetart Künstlers Cee Pil, mit überdimensionalen Bären.
Kurz danach erreichen wir den Hof zum Walle. Nur eine Statue erinnert an den Geburtsort des mächtigsten Kaisers Europas,Karl V.
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Gestiftet wurde sie von der Stadt Toledo in Spanien. Vermutlich hat er in Spanien seine glücklichste Zeit verbracht. Nach seiner Hochzeit mit Isabella von Portugal in Sevilla, verbrachten die beiden ein halbes Jahr in der Alhambra in Granada.
Außerdem sind hier lediglich Wohngebäude und das Donkere Poort zu sehen.
Das Gebiet des Prinzenhofs erstreckt sich vom Rabot, einer Schleuse mit zwei flankierenden Türmen der alten Stadtmauer entlang des Lieve Kanals bis zur Burg Grafenstein.
Die „Brücke der kaiserlichen Freuden“ mit ihren imposanten Figuren führt zum Gemeindezentrum Prinzenhof, Buurthuis Prinsenhof. Auf der gegenüber liegenden Seite des Kanals befindet sich die Cultuurkapel St-Vincent, die auch für Veranstaltungen gemietet werden kann.
Vor dem Augustijnenklooster biegen wir ab in den Lievekaai und stoßen wieder auf die Burg Grafenstein. Von hier aus haben wir den prächtigsten Ausblick auf diese mächtige Burg.
In der Burgstraat Ecke Gewad befindet sich das Restaurant „De Gekroonde Hoofden“. Schon die Fassade von 1560 ist äußerst sehenswert. Sie zeigt die Büsten der flämischen Grafen zwischen dem 12ten und 16ten Jahrhundert.
Das berühmteste Gesicht stellt Kaiser Karl V. dar und ist über dem Eingangsportal zu finden.
Die Spezialität des Hauses sind „Spare-ribs à Volonte“, d.h. zum Pauschalpreis kann man so viele Spareribs essen, wie man mag. Es gibt sie Natur, oder mit unterschiedlichen Marinaden, serviert mit Salat, Brot und Kartoffeln.
Kaum hat man die ersten aufgegessen, kommt die Bedienung mit Nachschub. So kann man auch unterschiedliche Varianten probieren. Sie schmecken exzellent.
Allerdings sollte man unbedingt mindestens einen Tag vorher reservieren.
Bitte lesen Sie weiter > Spaziergang vom Bahnhof in die Innenstadt
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Text, Fotos und Video: Copyright © myVideoMedia
Soundtrack im Video:
Where you are now by Hans Atom (c) copyright 2013
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